"Das ist Musik für die Seele"

Das Museum Amden zeigt Bilder von Karuna Risi und Madeleine Bühler

Wo alles beginnt und endet,

machen zwei Frauen Kunst:

Madeleine Bühler und Karuna

Risi präsentieren Elementideen und Chakra-Mandalas auf einer Entdeckungsreise in die Welt der Fraktalkunst im

Ortsmuseum Amden.

· VON BRIGITTE TIEFENAUER

   Was sich an der Vernissage von Karuna Risi und Madeleine Bühler im Museum Amden abspielte, war Musik für die Seele. Spielmannsweisen auf Fiedeln und Geigen gabs zum Gruss, gespielt von "Nordica", dem Schweizer Streicher-Ensemble für nordische Volksmusik.

   Dazu Wein, etwas zum Knabbern und, um den Zyklus der Sinne auf dem Höhepunkt zu verwöhnen, die Entführung in die Welt der Kunst zweier Frauen: Ein Rundgang ins Reich der Elemente (beinahe schon Schöpfungsgeschichte), und mit fortschreitender Technik über die totale Abstraktion zurück ins ureigenste Geheimnis der Natur.

   Eine Handvoll Chakra-Mandalas eröffnen die Ausstellung. Geheimnisvolle "Musterbilder" in den Schwingungsfarben indischer Tradition. "Chakras" sind die Energiezentren im Körper, die mit kosmischer Energie gespeist werden und diese auch wieder abgeben können, erklärt der Bildtext.

 

Gemalt hat sie Karuna Risi. Die gelernte Hochbauzeichnerin aus Herrliberg wohnt in Amden und arbeitet  hier  als  frei   schaffende Malerin. Unter den Elementen habe sich die Mutter Erde als Erste gemeldet, erzählt sie angesichts der mächtigen Acrylwerke.

   Greifbare Komponenten wie Berge und Sand, Küsten und Kristalle, Tiere und Pflanzen treten auf. Ein mächtiger Sturm tobt, und hoch am Himmel spielt Krischna die Flöte, ein Unwetter peitscht nieder, Wellen überschlagen sich und in der ferne leuchtet der heilige Berg Kallas unter der Sichel des Mondes. Und sanft, fast unscheinbar, taucht ein weibliches Gesicht aus den Wogen, halten zwei Frauenhände die Schneekristalle, entsteigt eine zierliche Gestalt den lodernden Flammen. Die vier Elemente sind liebevolle und für die Gesamtheit aller Sinne komponierte Welten, und Karuna Risi, im luftigen Sari darüber sprechend, wurde fast schon Teil des jeweiligen Traums.

Bizarre Schönheit

   In die moderne Computerwelt und gleichermassen zur Geburt allen Seins führt das Werk "Eine Entdeckungsreise in die Welt der Fraktale" von Madeleine Bühler. Vor drei Jahren stiess die Webdesignerin und Grundbuchangestellte auf der Suche nach einer Spirale auf das Sharewareprogramm Ultra Fractal von Slijkerman und verliebte sich darin.

   "Fraktale sind Figuren, die sich in sich selbst wiederholen", erklärte Andé

Piccard in seinen einführenden Worten. "Solche so genannte Selbstähnlichkeiten finden sich  in einer Schneeflocke, einer Feder, einem Blumenkohl. Die Ganze Welt ist voller Fraktale." Computer-Fraktale entstehen, indem Zahlenketten immer wieder mit sich selbst rückgekoppelt werden. Die Ergebnisse der Berechnungen werden mit Farbe unterlegt. So wird ein kleiner Ausschnitt aus den universellen Konstruktionsplänen der Natur sichtbar in bizarrer, interaktiver Schönheit.

   "Es ist das Unberechenbare und überraschende Spiel mit den Farben, Formen und Formeln, das mich fasziniert", verriet Madeleine Bühler. Plötzlich, oder aber fast unerträglich zögerlich, hätten sich die Werke auf dem Bildschirm gezeigt. Was Madeleine Bühler schliesslich als Kunstwerk überzeugt hat, präsentiert sich als der sanft gefaltete Satinstoff der "Ausgelassenheit", die explosive "Sternengeburt" oder wundersame, oft in zarten Minttönen gehaltene schnecken-, spitzen- und blütenähnliche Spiralen.

   Diese faszinierende Kunst ist das Werk der "neuen Frauen", sinnierte André Picard in seiner Laudatio, "und solche nenne ich die stillen Heldinnen der Landstrasse."

Bilder von Karuna Risi und Madeleine Bühler:
Ausstellung bis 8. August 2004 im Museum Amden. Jeweils Mittwoch und Sonntag, 14 bis 17 Uhr.
Telefon 055 611 60 70.